„Social anxiety is all about inhibition and self-censorship, and that‘s exactly what impro helps flip around“
Dieses Zitat von David Carbonell, einem erfahrenen Psychologen und Spezialisten für Angststörungen aus Chicago, der selber seit langem therapeutisches Improtheater anbietet, bringt es auf den Punkt. Beim Improtheater wird ohne die Möglichkeit des kopfgesteuerten Planens und ohne auswendig gelerntes Sicherheitsnetz miteinander gespielt. Und gerade diese Erfahrung bringt Menschen, die tagtäglich mit negativen Selbstbewertungen und daraus entstehendem ängstlichem Vermeidungsverhalten zu kämpfen haben, auf einfache, spielerische und humorvolle Weise auf ihren Weg zu mehr Selbstsicherheit und Lebensfreude. Beim Improvisieren werden alle Vorschläge und Ideen als wertvoll behandelt, niemand wird negativ beurteilt für das, was er sagt bzw. spielt. Mit unserer übergeordneten Grundhaltung, dass gelegentliches nicht weiter wissen, zutiefst menschlich ist, entsteht zwischen Ihnen, Ihren Mit-Teilnehmern*innen und uns eine Art unterstützendes Netz. Dieses uns so wichtige und Sie fördernde Netz beruht auf Offenheit, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Und wenn wir dennoch mal „hängenbleiben“, nehmen wir das gemeinsam als menschliche Eigenart mit viel Humor! Miteinander lachen, nie übereinander, ist eines der Grundprinzipien. Dadurch lernen wir auch mit Hindernissen im Kopf und Bauch umzugehen. Die Angst etwas „falsch“ zu machen, verliert somit ihren Stachel.
Begleitet werden die Improübungen von Methoden aus der systemischen Therapie. Die systemischen Methoden und Übungen unterstützen darin, wiederkehrende Gedanken oder Befürchtungen neu zu betrachten, ihnen mit einem wohlwollenden und auch mal humorvollen Blick zu begegnen. Therapeutisches Improtheater wird Ihnen helfen, selbstbestimmter zu leben, d.h weniger beeinflusst von Ängsten, Zweifeln und Unsicherheiten, und Dinge zu tun, die Ihnen wichtig sind.
Ist therapeutisches Improtheater tatsächlich wirksam?
Therapeutisches Improtheater wurde in den USA entwickelt. Seit mehreren Jahren werden therapeutische Improtheater Angebote auch wissenschaftlich untersucht. Kristin Krueger, eine Neuropsychologin aus Chicago, zeigte in einer Studie, dass Menschen mit ängstlichen und depressiven Symptomen deutlich von einem nur zweimonatigen therapeutischen Improtheaterkurs profitieren. Auch weitere Studien zu Improtheaterangeboten weisen auf eine mögliche Steigerung des allgemeinen Wohlbefindes und der Resilienz hin ( Schwenk et al. 2020). Unser internationales Symposium „Improv in therapy 2019 “ in Berlin widmete sich dem Potential von Impromethoden im therapeutischen Kontext und initiierte einen internationalen Austausch zu diesem Thema.